09. November 2021, May Ayim Ring Münster

Münster. Im vergangenen Jahr veröffentlichte Florence Brokowski-Shekete beim Orlanda-Verlag ihr autobiografisches Buch „Mist, die versteht mich ja!“. Im Spiegel-Bestseller erzählt die 1967 in Hamburg geborene Tochter eines Studentenpaares aus Nigeria ihr Leben. Am Samstag (6. November 2021) war Brokowski-Shekete beim May Ayim Ring Münster im voll besetzten Bennohaus zu Gast.
Schon sehr früh gaben ihre Eltern Florence bei einer allein lebenden selbständigen Schneiderin in Buxtehude ab. Das von ihrer Pflegemutter Irmgard Brokowski „Flori“ gerufene Kind nannte von Beginn an ihre Pflegemutter „Mama“. Sie wuchs in finanziell prekären Verhältnissen, aber unterstützt aus der örtlichen St.-Paulus-Kirchengemeinde, auf.
Die leiblichen Eltern der kleinen Florence waren für das Mädchen nur noch wenig präsent, so dass sie, damals praktisch die einzige Schwarze in Buxtehude, nahezu wie eine Deutsche mit schwarzer Haut aufwuchs.
Jäh unterbrochen wurde das Leben des sogar plattdüütsch sprechenden Mädchens, als im Alter von neun Jahren ihre Eltern sie mit nach Lagos, der Hauptstadt Nigerias, nahmen. „Es waren keine schönen dreieinhalb Jahre in Afrika“, erinnerte sich Florence Brokowski-Shekete, der das Leben der Afrikaner*innen bis heute sehr fremd blieb. Mit Hilfe einer Lehrerin der deutschen Schule in Lagos siedelte Florence Brokowski-Shekete 1979 wieder zurück zu ihrer „Mama“ und machte anschließend eine vorbildliche Karriere. Über Studium, Selbständigkeit, Vertretungsjobs als Lehrerin wurde Florence Brokowski-Shekete schließlich in Baden-Württemberg die erste Schwarze Schulleiterin und später sogar Schulamtsdirektorin.
Natürlich machte die Autorin, wie sie berichtete, auch Rassismuserfahrungen in Deutschland. „Menschen fassen mir – auch heute noch – ungefragt in die Haare“, berichtete Florence Brokowski-Shekete im Bennohaus. Auch würde sie immer wieder gefragt: „Wo kommen Sie eigentlich her?“ Die Antwort, „ich bin in Hamburg geboren und in Buxtehude aufgewachsen“, befriedige die Menschen nicht, denn eigentlich, so die Vortragende, wollten die Menschen wissen, woher ihre Eltern und Ahnen stammen. Der vermutlich schwerwiegendste Nachteil für die heranwachsende Brokowski-Shekete war sicherlich im unsicheren Aufenthaltsstatus, den ihre „Mama“ schließlich mit einer Erwachsenenadoption beendete, begründet, denn sie konnte ihren Kindheitstraum, Flugbegleiterin zu werden, deshalb nicht verwirklichen.